2021

Haus und Hof

Die Lockdownsituation und die damit einhergehenden Beschränkung auf Haus und Hof haben eben auch zu grosser Konzentration und Kreativität verholfen und z.B. bei Regula Umbricht aus Thalheim die Gestaltung einer ganzen Reihe interessanter Modelle, Skulpturen und Fotocollagen ausgelöst – alle basieren sie auf den Elementen einer raffinierten Mäusefalle aus den Museumsbeständen. Nun sind sie zusammengefasst in einer Sonderausstellung im Parterre des Museums und verblüffen durch ihre besondere abstrakte Sichtweise.

Die zweite Sonderausstellung illustriert das ‘Homeoffice à l,ancienne’ und bringt uns die damaligen zwar hübschen aber nicht immer so bequemen Lebensumstände wieder näher – samt einer gewissen Dankbarkeit für die heutigen.

Wirklich eingeschlossene, in Stein verwandelten Lebewesen liegen im Gewölbekeller des Museums: die Stachelhäuter nämlich, die Seelilien, Seesterne, und Seeigel, die vor 165 Mio Jahren im hiesigen lauwarmen Meer gehaust haben.

Im Flechtwerk der Zeiten

Das Heimatmuseum Schinznach zeigt Zeugen aus verschiedensten Zeitepochen, doch ganz ins Hier und Jetzt holt uns Daniela Gloor am Sonntag, 6. Juni 2021 zurück, sie wird zwischen 14:00 und 17:00 im Museumshof Korbflechten demonstrieren und die so entstandenen Kunstwerke ausstellen.

Das Heimatmuseum führt somit die Weitergabe handwerklichen Könnens direkt vor Augen, hat doch Daniela Gloor ihr Metier bei Frieda Hartmann gelernt – diese hat eben ihren 95ten Geburtstag gefeiert und hat nicht versäumt, ihr Wissen weiterzugeben.

In ihrer frühen Jugend mag ein Zimmer so bestückt gewesen sein wie im Ausstellungsraum ‘Home Office à l’ancienne’. Noch viel weiter zurückzusteigen zu unseren Anfängen gelingt über die Treppe in die Kellergewölbe, dort sind die Stachelhäuterfossilien aus dem hiesigen Heister versammelt in weltweit einmaliger Artenvielfalt und beeindruckendem Erhaltungszustand. Ganz modern wird es wieder im Licht des oberen Raumes, wo uns die hinreissenden Variationen zu einer Mäusefalle aus dem Museum verblüffen – Regula Umbrichts Lockdownarbeit in Thalheim. Anpassungen an geänderte Lebensbedingungen können durchaus zu kunstvollen Formen führen!

Sich fallenlassen in die Mausefalle

Kunstgeschehen im Heimatmuseum Schinznach aus nächster Nähe: Regula Umbricht stellt Ihre Collagen und Skulpturen persönlich vor am Sonntag, 4. Juli 2021 von 14:00 bis 17:00.

Wie sich grausame Grundlagen in interessante und humorvolle Kunst wandelt, wird uns hier direkt vor Augen geführt. Gleich den umliegenden Schlössern verfügt nämlich auch das Heimatmuseum Schinznach über die Utensilien zu einer Folterkammer – entsprechend seiner Winzigkeit sind es hier die raffiniertesten Mäuesefallen. Regula Umbricht hat sie vor einiger Zeit in einer Ausstellung entdeckt, eine davon ins Herz geschlossen respektive als Foto gebannt und sie während des Shutdowns verwandelt – das so entstandene Bilder-und Skulpturenmärchen breitet sich nun im Museumsraum aus, ergänzt durch weitere Werke, die besondere Einblicke ins Pflanzenleben gewähren: wer hätte schon einer Knoblauchzehe künstlerische Inspiration zugetraut?

Gegossene Knoblauchzehe

Sei’s auf Formensuche oder aus reiner Neugierde, auch das Depot ist also einen Besuch wert nebst der Ausstellung zum ‘Home Office à l’ancienne’, den Geräten und Illustrationen zum hiesigen Rebbau oder den über Jahrmillionen Evolutionsgeschehen ziselierten Stachelhäuterfossilien aus dem Heistersteinbruch ob Schinznach.

Sehnsuchtsorte – Sehnsuchtspforte

Das Heimatmuseum Schinznach-Dorf als Guckloch in die nähere und fernere Vergangenheit, den Blick auch für die Zukunft schärfend am Sonntag 1. August 2021 von 14.00 bis 17.00 Uhr.

Das Lebensbild im Keller des Museums gibt zwar die nachempfundene Situation der Region um Schinznach unter Wasser vor 165 Mio Jahren wieder, doch weckt es eben auch Sehnsucht nach dem eben zurückgelassenen Meeresstrand. Gute alte Bekannte – die Seeigel, Seesterne – krabbeln auf dem Meeresboden, umgeben von ihren nächsten Verwandten, den uns völlig fremden Seelilien. In Form wohlerhaltener Fossilien können sie alle im Gewölbe ohne Schnorchel aber mit der Lupe  ganz aus der Nähe bestaunt und analysiert werden.

Die Ausstellungsobjekte in den oberen Stockwerken komponieren ein ‹home office à l’ancienne‘, zudem einen Blick in die Entwicklung des Rebbaus im Schenkenbergertal und die ganz aktuelle künstlerische Umsetzung durch Regula Umbricht aus Elementen einer antiquierten Mausefalle. Die Fantasie bedient sich ungehemmt der alten Formen, setzt sie um und öffnet  neue Türen – ein coronageschürter Prozess.

Hüten und Brüten

Wenn Martin Deubelbeiss den Hühnereierausbrüte-Apparat aus seiner Familie demonstriert am Sonntagnachmittag vom 5. September 2021, wird ein kleines Feuerwerk losprasseln im Heimatmuseum Schinznach-Dorf.

Brutmaschine, H. Deubelbeiss, Schinznach-Dorf

Gar zwei Museen gibt es hier: das Mühlemuseum und das Heimatmuseum. Das Mühlemuseum ist gerade vom Talbach in Mitleidenschaft gezogen worden und wird bis auf weiteres geschlossen bleiben müssen, bis getrocknet und aufgeräumt werden konnte.

Der Spycher, der das Heimatmuseum beherbergt, liegt etwas weiter oben und hat seine Schätze aus dem Schenkenbergertal am Trockenen. Hier wird Martin Deubelbeiss auftreten, nachdem er ja zwei Tage vorher bereits in der Aula im Duo mit Gitte Deubelbeiss ‘Kurt & Daisy’ zum Besten gegeben hat.

Schon vorher allerdings, am Donnerstag, 26. August, wird um 18:30 der Museumsplatz vom Chor Schenkenbergertal bespielt, genauer besungen – auch die Kultur schlüpft aktuell wieder allerorten!

Bewahrt wurden im Heimatmuseum unterdessen die Zeugen des Fundaments, das uns hier trägt: die Fossilien der meereslebenden Stachelhäuter aus dem hiesigen Heistersteinbruch. Die Übersicht zum Rebbau im Schenkenbergertal über die Zeiten bringt uns der Gegenwart näher, das ‘Home Office à l’ancienne’ spielt mit der aktuellen Lage und diese hat auch Regula Umbricht aus Thalheim zu den Variationen mit den Elementen einer Mäusefalle aus dem Museumsdepot inspiriert – und so sind wir wieder im Hier und Heute angekommen.

Herbstfreuden – fest und flüssig

Die Obst-und Weinpressen im Heimatmuseum Schinznach sind Kunstwerke aus Holz, schön anzuschauen und funktional raffiniert. Und nicht zuletzt mit herrlichem Ergebnis: Am Sonntag, 3. Oktober 2021 können Gross und Klein im Museumshof Apfelmost pressen und verkosten.

Im kühlen Keller vom Museum lagert nun allerdings weder Most noch Wein, sondern das Resultat aus den Grabungen vom Steinbruch Heister am Abhang vom Berg «Grund» ob Schinznach – seinerseits eine Herbstwanderung wert. Die Schätze aus dieser Grabung bestehen hauptsächlich aus versteinerten Stachelhäutern – unsere Vorfahren in besterhaltener Form, gelebt haben sie hier vor 165 Millionen Jahren im damaligen seichten Meer.

Den Raum für Künstler aus dem Tal füllen die Variationen eine Mausefalle aus dem Museumsdepot vollständig aus: Ihr hat Regula Umbricht die interessantesten Seiten abgewonnen und ihrer Fantasie in verschiedenen Materialien freien Lauf gelassen. Nebenan hält es das «Home Office à l’ancienne» eher mit der Tradition, der schon beinah vergessenen Fülle an Schreib- und Rechenapparaten, Telefons und Pausenhelfern.

Saisonal im Vordergrund steht nebst dem Mosten natürlich die frisch konzipierte Ausstellung zum Rebbau im Tal – eine Übersicht über Reblagen und Utensilien über die letzten Jahrzehnte.

Glühender Saisonschluss im Heimatmuseum Schinznach-Dorf

Ein Glas Glühwein beschliesst das Museumsjahr, wärmt das Herz und wappnet uns für Kommendes: «Von der Habsburg, eisig rauh / Pfeift ein scharfer Ost / Unbarmherzig beisst der Frost.»

Auch wenn am Sonntag, 7. November 2021, Hans Burgers Worte, die er am Festspiel 1989 dem Bussard in den Schnabel gelegt hat, zutreffen, wird das Museum das Interesse seiner Besucher zwischen 14 und 17 Uhr mit Gastfreundschaft und Fachwissen zu unterstützen wissen.

Noch einmal sind die Mausefallen-Variationen von Regula Umbricht aus ihrer kreativen Thalheimer Lockdownphase zu sehen nebst dem «Home Office à l’ancienne» – beides dem Coronavirus zu verdanken – und der revidierten Rebbauausstellung. Der kleine Novembermarkt im Museumshof beschränkt sich diesmal auf spezielle Weihnachtskarten mit dem Bild 165 Millionen Jahre alter Sterne – die Originale grüssen samt ihren Verwandten aus dem Gewölbekeller.