2020

Rebbau, Fotomaterialien und Fossilien

Vielfältige Zeitzeugen im Schinznacher Heimatmuseum

Das Heimatmuseum in Schinznach-Dorf darf sich am Sonntag, 7. Juni von 14:00 bis 17:00 frisch gereinigt und ausgerüstet mit der permanenten, aber neu herausgeputzten Rebbauaustellung, den fossilisierten Stachelhäutern und mit der Sonderausstellung «Fotoapparate» für die Saison 2020 präsentieren.

Schätze aus dem Fundus privater Sammlungen im Schenkenbergertal sollen nämlich den Weg in die Sonderausstellungen finden. Den Anfang macht ein Fülle von Fotoapparaten – samt reichhaltigem Zubehör. Eine schier unglaubliche Variationsbreite an Utensilien, die der Bilderjagd und -wiedergabe dienten, erwartet den Besucher: der Erfindergeist weht geradezu durch die alten Mäuerlein des Heimatmuseums!

Der frische Wind hat auch die permanente Rebbauaustellung erfasst: diese wurde neu konzipiert. Dabei wurde die Bedeutung des Weinbaus für das Tal akzentuiert – aber auch das schlichte Staunen über das handwerkliche Können und die Vielfalt der Ausführung der dazu nötigen Gegenstände.

An Vielfalt jedoch übertrifft die Fossiliensammlung aus dem hiesigen Steinbruch «Heister» die meisten Ausstellungsgüter. Alle fünf Stachelhäuterklassen lebten zusammen in mannigfachen Formen in einer Sandkuhle im Meer und viele fanden nach ihrer Bergung aus den Gesteinsschichte den Weg in die Museumsgewölbe. Von dort aus helfen sie die aktuelle Sehnsucht nach dem lauwarmen Meer schüren, wie es einst vor 165 Mio Jahren auch in der Region von Schinznach plätscherte.

«Lichtbild-Apparaturen» faszinieren

In einer ersten Runde hat sich im Mai 2020 der coronasicher ausgelegte Spaziergang durch die Räumlichkeiten des kleinen Museums bestens bewährt und das Ausstellungsgut ist auf grosses Interesse gestossen. Auch am ersten Feriensonntag (5. Juli) ist das Museum von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

In der Sonderausstellung präsentieren sich Fotoapparate und optische Geräte aus den Anfängen von Fotografie und Film, ‘Lichtbild-Apparaturen’ eben. Die guten Stücke wurden von enthusiastischen Sammlern aus dem Dorf zur Betrachtung zur Verfügung gestellt. Flankiert werden die Kostbarkeiten von der frisch überholten permanenten Ausstellung zum Kulturgut «Rebbau im Tal» und sozusagen unterlegt durch die 165 Millionen alten fossilen Funde aus dem Heistersteinbruch am Fusse des Hausbergs Grund, die in den Kellergewölben zu besichtigen sind – ein einmaliger Schatz aus besterhaltenen Exemplaren aller fünf Stachelhäuterklassen.

Als Stern auf Stern aus dem Wasser erschien

Objekte aus der näheren und weiteren Vergangenheit illustrieren Zeitenläufte

Stachelhäuter und Fotografieren gehören wohl einfach zu den Ferienerinnerungen: mit einem Besuch im Heimatmuseum Schinznach können diese am Sonntag, 2. August von 14:00 bis 17.00 angenehm verlängert werden.

Ganze Lager von abgestorbenen Seesternen und ihren Verwandten bildeten sich vor 165 Mio Jahren in den Kuhlen des damaligen Flachmeeres. Im Zuge der Jurafaltung wurden sie mit den Bodenschichten aus dem Wasser gehoben und die unterdessen fossilisierten Stachelhäuter fanden sich in den Schichte des Heistersteinbruchs ob Schinznach wieder – von dort war der Weg dann nicht mehr weit ins Museum, wo nun ihre ganze Pracht in Ruhe unter die Lupe (etliche liegen schon bereit) genommen werden kann und den Betrachter wieder versöhnen mit dem allenfalls in den Ferien eingehandelten schmerzhaften Stich eines Seeigelstachels.

Weitere Lupen, in mannigfaltige, geheimnisvolle Konstruktionen eingefügt, finden sich dann in der diesjährigen Sonderausstellung von jahre- und jahrzehntenalten Foto- und Filmapparaten. Zum Glück wissen die Präsentatoren dieser Schätze aber noch über jedes Detail Bescheid und können sogar manche dieser grossen und kleinen Bildgeber richtig in Betrieb setzen – die Ferienbilderbeutejagd hat eine lange Geschichte.

Ein Linsengericht der besonderen Art

Heimatmuseum Schinznach: Fernsicht und Rückblick

Im Heimatmuseum Schinznach sind alle Linsen auf die Besucher gerichtet am Sonntag, 6. September von 14 bis 16 Uhr.

Ein unglaublich grosses Spektrum an Foto- und Projektionsapparaten krönt die Gestelle im Raum für Sonderausstellungen. Seit über hundert Jahren unterstützen vielgestalte Linsenkombinationen die Neugier des Menschen am Festhalten von Erinnerungen so gross wie Berge, so weit wie das Meer oder so klein wie der Käfer. Diese Erfahrungen dann auch in die Zukunft zu projizieren und sie seinen Mitmenschen nahe zu bringen, ist ihm ein weiteres Anliegen. Dazu kommt das Spielen mit den Bildern, ihr Aneinanderreihen bis sie sich bewegen – auch die frühesten Versuche entbehren nicht des Humors. Emil Hartmann, Markus Stalder und Ueli Hinden haben ihre Schatztruhen geöffnet und so einiges zutage gefördert, dessen Funktion vielen nicht mehr unbedingt geläufig ist und das die Herren gerne eigenhändig demonstrieren. Im Heimatmuseum sind die Ausstellungsgegenstände nicht in Vitrinen verpackt und können darum auch jüngeren Besuchern nahegebracht werden.

Die Entwicklungsgeschichte der Fotoapparate ist um die 180 Jahre alt, doch wie sich das für ein Museum gehört, sind noch tiefere Rückblicke möglich: in den Rebbau von Schinznach, dessen Ursprung in der Tradition der Römer und der Klöster wurzelt – oder gar Einblicke in die Welt vor 165 Millionen Jahre bei der Betrachtung der weltweit einmaligen Sammlung der fossilen Stachelhäuter aus dem hiesigen Heistersteinbruch. Und immer noch gibt es einzelne Lieblingstücke jeden Alters aufzutreiben bei einem Spaziergang durch die Galerie oder das geheimnisbergende Depot.

Heimatmuseum Schinznach: Rätsel um alte Rebsorte

Der Schinznacher Rebberge mit seiner grossen Sortenvielfalt steht voll im Saft – um welche alte Rebsorte es sich allerdings handelt, die da an der Museumswand von 1647 gedeiht, konnte noch niemand schlüssig beantworten.

Apropos Rebbau: Um dieses Thema gehts auch in der entsprechenden Dauerausstellung, die das Heimatmuseum Schinznach nun wieder am Sonntag, 4. Oktober 2020, von 14:00 bis 17:00, präsentiert. Es vermittelt viel Wissenswertes zum Leben im Schenkenbergertal aus vergangenen Zeiten – im Fossilienkeller blickt es sogar 165 Millionen Jahre zurück, als sich hier noch Stachelhäuter im lauwarmen Meer tummelten und die Jurafaltung noch ferne Zukunftsmusik war.

Buchstäblich in den Fokus rückt zudem die Sonderausstellung mit den privaten Sammlern, die für nur eine Saison ihre Lieblingsobjekte zeigen: heuer Wunderwerke früherer Foto- und Filmapparate samt ingeniös konzipierten Projektionsinstrumenten.

Rollend zu den Sehenswürdigkeiten

Das Heimatmuseum Schinznach Dorf lässt auch am letzten Öffnungstag der Saison, am 1. November 2020 14:00 bis 17:00 nicht locker.

Ingeniös wurde anfangs Jahr auf die Coronamassnahmen reagiert, als die Ausstellung zu Reben und Rebsaft der Schenkenberger Rebgüter vertagt werden musste und die Museumsmannschaft dafür eine unglaublich facettenreiche Ausstellung von Fotoapparaten und Lichspielgeräten auf die Beine stellte. Die Ausstellung ist zwar ein Erfolg, doch eben der bald 400 Jahre alten Spycherstufen wegen nicht allen zugänglich. Dem hat nun das Bruderpaar Hartmann abgeholfen: der eine als Konstrukteur einer Rampe, der andere als Testperson.

Noch mehr Treppen führen dann hinauf in die permanente Rebausstellung oder hinab ins Gewölbe und damit hinab durch die Jahrmillionen zu den Stachelhäuterfossilien, die sich in lebender Form einst in der Gegend im lauwarmen Meer tummelten.

Ein heisser Schluck Glühwein sorgt anschliessend für Stärkung und innere Desinfektion.