Mit Hebammenkoffer und Hühnerkratten unterwegs

Heimatmuseum Schinznach-Dorf zeigt Geschichtsträchtiges, Faszinierendes

Hätten Sie’s gewusst? Früher hatten die Knaben Schülertheks mit Seehundfell, die Mädchen mussten sich mit rindsledernen Theks begnügen. Das und vieles mehr wird im Heimatmuseum Schinznach-Dorf unter dem Jahresmotto «heben, tragen, ziehen, schieben». gezeigt. Am Sonntag, 2. Juni 2013, 14-17 Uhr, sind diese Spezialausstellung, aber auch die einmalige Fossilienexposition, die Rebbau-Utensilien und als Sonderpräsentation die Geschichte der Männerchöre Schinznach-Dorf und Oberflachs zu sehen.

Aus dem Fundus des Museums zaubern die Museumsleute jedes Jahr neue Preziosen hervor. Dieses Jahr sind es Gegenstände zum Themenkreis «heben, tragen, ziehen, schieben». Mit Brückenwagen über Kinderwagen, Kinderschlitten, Hühnerkörbe, Emaileimer bis zum Milchkesseli und vielem mehr haben sich auch unsere Vorfahren das Alltagsleben zu erleichtern gewusst – und eben auch mit den offensichtlich gezeichneten und mit vielen Erinnerungen verknüpften Schülertheks.

Kratten zum Transport von Gemüse und Obst – und Kinderschlitten sind im Museum zu sehen.

Das Jugendfest naht.
Auch das Schülerdasein ist eben nicht immer einfach zu tragen – im eigentlichen und übertragenen Sinn. Das Jugendfest kompensiert da doch so manchen schweren Tag und findet wie alle vier Jahre Ende Juni statt in Schinznach-Dorf. Als Vorbereitung läuft im Museum ein Film von Emil Hartmann mit vier verflossenen Jugendfestumzügen. Vieles und viele und gar sich selbst gilt es hier zu entdecken.

Gegenstände des täglichen Gebrauchs
An der am ersten Maisonntag durch- geführten Vernissage referiert Ros- marie Gebhard zum Thema «Haus- halten in früheren Zeiten». Was es da für die Hausfrau alles zu heben, tragen, ziehen und schieben gab, schilderte sie eindrücklich. Die Rolle der Hausfrau und Mutter, des so genannten schwachen Geschlechts, war stets eine starke. «Ist Not am Manne – springen Frauen ein», bemerkte Rosmarie Gebhard. Der Wert dieser Hausarbeit samt Aufzucht des Nachwuchses beziffert sich heute auf mehrere Milliarden Franken – und wird gerne unter den Tisch gewischt. Dafür gab es schon vor 150 Jahren wohlmeinende Ratgeber- Bücher, entweder von Pfarrern, Schulmeistern oder gut situierten Frauen. «Das Hauswesen» oder «Das fleissige Hausmütterchen» sind Beispiele dafür. Für die moderne Frau grenzen besonders die mit der Hausarbeit verbundenen moralischen Implikationen an eine Zumutung. Nach den Ausführungen von Rosmarie Gebhard wurden die Museumsgegenstände auf alle Fälle mit anderen Augen betrachtet.

Die Schätze des Museums Schinznach- Dorf sind am Sonntag, 2. Juni 2013 von 14 bis 17 Uhr öffentlich zugänglich.