50 Jahre Heimatmuseum Schinznach-Dorf
Vorgeschichte
Der Arzt Dr. Theodor Keller sammelte in der ganzen Talschaft alte nicht mehr gebrauchte Gegenstände, vom Küchengeschirr über Mäusefallen, Ofenkacheln, Ziegeln bis zu Eggen und Leiterwagen. Wo er alles lagerte, wusste nur er. Das meiste landete auf seinem Estrich.
Zum Anlass 150 Jahre Kt. Aargau im Jahr 1953 veranstaltete die Kulturvereinigung Grund in den sechs Zimmern des Primarschulhauses eine Heimatausstellung. Den Grundstock bildeten die von Dr. Keller gesammelten Gegenstände. Mit einem Aufruf wurden die Bewohner der ganzen Umgebung aufgefordert weitere Objekte zu bringen. Diese Ausstellung fand weitherum grosse Beachtung. Viele der gebrachten Gegenstände konnte man behalten, andere wollten die Besitzer zurück. In den Köpfen der Veranstalter geisterte bereits ein Museum herum.
Museumsgebäude
Am 5. Jan. 1957 kaufte die Gemeinde die Liegenschaft Nr. 81, Doppelwohnhaus mit Scheune und Schopf, sowie einem Doppelspeicher mit Jahrgang 1647. Dieser Speicher war am verlottern und für die Bedürfnisse der Gemeinde uninteressant, abbruchreif. Der Gedanke an ein Museum nahm konkrete Formen an. Abklärungen ergaben, dass das Mauerwerk und einige Balken noch in gutem Zustand waren. Der Gemeinderat war bereit, die Ruine für den Bau eines Museums zur Verfügung zu stellen und die Renovation mit Fr. 4’000 zu unterstützen. Die Vorbereitungen konnten beginnen. Sorgen bereitete die weitere Finanzierung. Für diese setzte sich der damalige Präsident der Kulturvereinigung Grund ein, Dr. Eduard Gerber. Im Jahr 1960 kam mit Hilfe einer breit gestreuten Aktion bei den Mitgliedern des Grund, den benachbarten Gemeinden, Industrien, Heimatschutz, Kanton Aargau etc. eine stattliche Summe zusammen, sodass eine Baukommission ihre Arbeit aufnehmen konnte. Die Bauarbeiten wurden in Angriff genommen. Sehr viel wurde in Fronarbeit an Samstagen und an Abenden erledigt. Wo Handwerker nötig waren wurden sie eingesetzt. Die meisten verrechneten nur die Materialkosten und sandten auch grosszügig quittierte Rechnungen.
Einweihung
Die offizielle Einweihung des Heimatmuseums fand am 27. Mai 1961 statt. Natürlich festlich mit Ansprachen, Speis und Trank. In der Folge wurden noch einige Einrichtungen verbessert und ergänzt. Die letzten Rechnungen trafen ein. Damit der Grund sie bezahlen konnte, war er genötigt ein Darlehen aufzunehmen. Er musste sich daher 1963 von einer Vereinigung in einen Verein nach OR umwandeln mit Statuten und Jahresrechnung.
Am 19. März 1966 erhielt der Grund an einer eindrücklichen Feier von der Kulturstiftung Pro Argovia für seine Tätigkeiten einen Preis von Fr. 3000.-. Die entsprechende Urkunde hängt beim Eingang des Museums. Mit dieser Preissumme und einer weiteren Bettelaktion unter seinen Mitgliedern wurde der Grund wieder schuldenfrei.
1976 wurde in der Scheune der Familie Iten (heute Kafitassli) ein zentrales Depot errichtet. Die an verschiedenen Orten gelagerten Gegenstände konnten nun etwas geordneter eingereiht werden. Im folgenden Jahr putzte und katalogisierte der Student Oliver Morach in monatelanger Arbeit die über 2000 Objekte.
Stiftung Heimatmuseum Schinznach-Dorf
Im Jahr 1982 wurde das Museum in eine Stiftung der Gemeinde überführt, d.h. der Gemeinderat hat die Oberaufsicht und ist in der neu geschaffenen Museumskommission vertreten. Der Grund, heute KulturGRUND, stellt darin stets zwei Mitglieder. Als Mitgift erhielt die Stiftung Fr. 10’000 vom Grund.
Im Jahr 1993 erfolgt der Bau des Feuerwehrmagazins. Der Dachstock über dem Feuerwehrmagazin wird von der Gemeinde dem Museum als Depot zur Verfügung gestellt.
Heisterausstellung
Am 12. Juni 1999 wurde die permanente Heister-Ausstellung im Untergeschoss des Heimatmuseums eröffnet.
Hier werden hauptsächlich die Fundstücke gezeigt, die im Sommer 1996 von einer Arbeitsgemeinschaft der Naturhistorischen Museen von Aarau und Basel nach wissenschaftlichen Prinzipien ausgegraben wurden.
Der Steinbruch im Heister war lange einfach Materialliferant für die hiesigen Rebmäuerchen. Robert und Gottlieb Amsler waren die Betreiber und wandten sich mit ihren Fossilienfunden von Zeit zu Zeit an den Dorfarzt Dr. Theodor Keller, der seinerseits Hans Hess beizog, der dann in diversen Veröffentlichungen von 1972 – 1987 die prächtig erhaltenen Echinodermenarten vorstellte bis eben eine geordnete Grabung stattfinden konnte. Grabung und Ausstaffierung des Ausstellungsraums erhielten Unterstützung von der Gemeinde, von der Werkstatt Schenkenbergertal (Schoggitaleraktion 1996), von Firmen und Privaten.
Die Heisterfunde sind weltweit einmalig. Die zarten Skelette von vielen verschiedenen Seestern-, Seeigel- und Seelilienarten fossilisierten hier in grosser Zahl, auch etliche bisher unbekannte.
Emma Baumgartner
1999 stirbt Emma Baumgartner. Die langjährige Besorgerin und Führerin vermacht dem Museum Fr. 100’000. Dieses grosszügige Legat ermöglichte 2001 einen offenen Verbindungstrakt vom Museum zum Haus 81 als zusätzlichen Ausstellungsraum für grössere Objekte zu erstellen und den Vorplatz mit einer Store zu versehen.
Kulturgüterschutz
Seit 2005 ist der Zivilschutz (Abt. Kulturgüter) daran alle Gegenstände auf dem Computer und fotografisch zu erfassen.
Bestand heute: 3413 Gegenstände, davon 3099 fotografiert.